Nachruf zum Tode von Priv. Doz. Dr. med. Siegfried Tuengerthal
Vom 1.7.1985 bis zum 30.3.2006 war PD Dr. Tuengerthal (*3.2.1941) als Radiologe und Facharzt für Strahlentherapie der Chefarzt der Röntgenabteilung in der Thoraxklinik Heidelberg.
Die wichtigsten beruflichen Herausforderungen von PD Tuengerthal waren die Modernisierung der radiologischen Verfahren u.a. durch die Angiographie, die Implementierung von Ultraschall (US), Computertomographie (CT), Nuklearmedizin einschließlich Positronenemissionstomographie (PET) sowie die Einführung US- und CT-gesteuerter Biopsien in das Spektrum der Thoraxklinik. Wichtige Meilensteine waren 1996 die Einweihung des Neubaus der Röntgenabteilung sowie 2003 die Beschaffung des Multidetektor CT. Unter seiner Leitung wurden im Jahre 2005 über 25.000 Thoraxröntgen und mehr als 7.300 CT-Untersuchungen durchgeführt.
Die Integration der Radiologie in die interdisziplinäre Patientenbehandlung war ihm stets ein wichtiges Anliegen, daher sprach sein Abschiedssymposium „Thoraxradiologie, die interdisziplinäre Herausforderung“ dieses Ziel an. Einer der wissenschaftlichen Schwerpunkte war zudem die Diagnostik und Begutachtung der umwelt- und arbeitsbedingten Lungenerkrankungen. Er publizierte dabei 56 wissenschaftliche Beiträge in international begutachteten Zeitschriften und Büchern und arbeitete mit internationalen Wissenschaftlern sowie der Heidelberger Universität und dem DKFZ zusammen und veranstaltete zahlreiche international besuchte Fortbildungssymposien in Rohrbach. Am 9.5.2002 war er Gründungsmitglied und wurde zum Vorstandsvorsitzenden der entsprechenden Arbeitsgemeinschaft (DRauE) der Deutschen Röntgengesellschaft gewählt. Vom Hauptverband der Deutschen Gesetzlichen Unfallsversicherung wurde er noch bis 2022 als Zweitbeurteiler für Lungen-CTs benannt.
Nach seinem verdienten Ruhestand widmete er sich zusammen mit seiner Ehefrau u.a. dem Heimatmuseum („Das ‚Walldorfer Mammut‘ im Astorhaus-Museum“) und der international wohltätig agierenden „Hilfe-zur-Selbsthilfe-Walldorf.de“. Statt Röntgenbilder erforschte das Ehepaar Tuengerthal gemeinsam historische Kupferstiche und organisierte vier Ausstellungen u.a. „Magie des Lichts im Goldenen Zeitalter der Niederlande“ im Heimatmuseum. Sein Tod am 4.3.2023 hat eine große Lücke nicht nur bei seiner Ehefrau Sigrid, seinen 3 Kindern mit Partnern und 4 Enkelkindern hinterlassen, sondern auch der modernen Thoraxradiologie einen ihrer erfahrensten und aufgeschlossensten Wegbereiter beraubt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Thoraxklinik werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.