Geschichte der Klinik
Ausführliche Geschichte
Der Ursprung der Thoraxklinik Heidelberg ist auf das sogenannte „Rohrbacher Schlösschen“ zurückzuführen. Erbprinz Carl August von Pfalz-Zweibrücken erbaute 1772 das Rohrbacher Schlösschen. Von Rohrbach aus konnte der passionierte Jäger an den Prunkjagden des Kurpfälzer Hofes teilnehmen. Nach dessen Tod im Jahre 1795 wurde sein jüngerer Bruder Max Joseph Herzog von Pfalz-Zweibrücken. Max Joseph schenkte nach seinem Regierungsantritt als erster König von Bayern das Anwesen seiner Schwiegermutter, der Markgräfin Amalie von Baden, die aufgrund der glänzenden Heiraten ihrer Töchter als „Schwiegermutter Europas“ in die Geschichte einging. Im Juni 1815 dinierte sie im Rohrbacher Schlösschen mit den nach dem Sturz Napoleons mächtigsten Herrschern Europas. Ihre Gäste an diesem denkwürdigen Abend waren keine Geringeren als ihr Schwiegersohn, Zar Alexander I. von Russland, und Kaiser Franz I. von Österreich.
1898 kaufte der „Verein für Genesungsfürsorge“ das Schlösschen samt Parkgelände. So verwandelte sich das einstige Jagd-Schlösschen zum Genesungsheim Rohrbacher Schlösschen welches in seiner Art die erste Anstalt in Baden war. Im Februar 1899 wuden die ersten Patienten mit Lungenerkrankungen behandelt.
Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde das Schlösschen - mit dem mittlerweile vorhandenen Erweiterungsbau - zum Reservelazarett. Nach Beendigung des Krieges wurde das ehemalige Genesungsheim als Tuberkulosekrankenhaus für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene von der Hauptfürsorgestelle Karlsruhe weitergeführt. Und da dieses Krankenhaus in zunehmenden Maße von den Versicherungsträgern auch für spezielle Heilverfahren herangezogen wurde und sich so immer mehr dem Versichertenkreis und den Bedürfnissen der damaligen LVA Baden erschloss, erfolgte konsequenterweise die Übernahme der Klinik durch die LVA Baden im Jahr 1929.
Ein Jahr vor der Übernahme des Tuberkulosekrankenhauses durch die LVA Baden wurde Prof. Dr. Albert Fraenkel (1928-1933) leitender Arzt. Im gleichen Jahr berief ihn die Universität Heidelberg als Honorarprofessor. Albert Fraenkel ging in die Geschichte der Medizin als Begründer der intravenösen Gabe von Strophanthin zur Therapie der Herzinsuffizienz ein. Fraenkels Nachfolger wurde Privatdozent Dr. Walter Schmidt (1933-1938). Der Name Walter Schmidt ist eng mit der Entwicklung der sogenannten Kollapstherapie verbunden. Bis zur medikamentösen Behandlung der Lungentuberkulose war Ruhigstellung der Lunge und Verkleinerung des infizierten Herdes das therapeutische Ziel bei dieser seuchenartigen Erkrankung der damaligen Zeit.
Die Schule Walter Schmidts wurde in Rohrbach weitergeführt von seinen Nachfolgern Prof. Dr. Ludwig Adelberger (1939-1946), Dr. Ludwig Theis (1946-1947) und Prof. Dr. Dr. Gaubatz (1947-1972). Nachfolger von Prof. Dr. Dr. Gaubatz als Ärztlicher Direktor wurde Prof. Dr. Ingolf Vogt-Moykopf, dessen Amtszeit von 1972 bis 1996 währte. Prof. Dr. Vogt-Moykopf entwickelte und perfektionierte chirurgische Techniken zur Behandlung des Lungenkrebses. Um den Patienten die Pneumonektomie (Entfernung eines ganzen Lungenflügels) zu ersparen, welche mit einem erheblichen Verlust an Lebensqualität einhergeht, führte Prof. Dr. Vogt-Moykopf organsparende Resektionsverfahren durch die sog. Manschettenresektion an Bronchus und Lungengefäßbaum bis hin zur Lappentransplantation ein. Weitere Schwerpunkte der Tätigkeit von Prof. Dr. Vogt-Moykopf bildeten die Chirurgie von Metastasen anderer Primärtumore in die Lunge und den Brustkorb sowie die Chirurgie des besonders bösartigen Pleuramesothelioms (Asbestkrebs).
Als Nachfolger von Herrn Prof. Dr. Vogt-Moykopf führte Prof. Dr. Peter Drings als Ärztlicher Direktor in den Jahren 1996 – 2005 die Entwicklung der Klinik zu einem international anerkannten Zentrum für Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Thoraxorgane fort.
Als wesentliche Voraussetzung für den Erfolg erwies sich die Bereitschaft zur Kooperation innerhalb der verschiedenen klinischen Abteilungen und Funktionsbereiche und darüber hinaus mit externen Partnern, besonders dem Tumorzentrum Heidelberg-Mannheim, dem Universitätsklinikum Heidelberg sowie mit Kliniken und Forschungseinrichtungen im In- und Ausland.
Nachfolger von Herrn Prof. Dr. Vogt-Moykof in der Funktion des Chefarztes der Thoraxchirurgie wurde 1996 Prof. Dr. Hendrik Dienemann, der 2005 auch die Ärztliche Direktion der Klinik übernahm. Während der Tätigkeit von Herrn Prof. Dr. Dienemann als Chefarzt der Thoraxchirurgie konnte die Abteilung mit einer Eingriffszahl von ca. 2.200 pro Jahr zur größten Spezialabteilung für Thoraxchirurgie in Deutschland ausgebaut werden.
Seit 2015 ist Herr Prof. Dr. Felix Herth, Chefarzt der Pneumologie und Beatmungsmedizin, Ärztlicher Direktor und Medizinischer Geschäftsführer der Thoraxklinik.
Im Lauf der Jahre entwickelte sich die Thoraxklinik-Heidelberg, die über 310 Planbetten verfügt, zu einem Krankenhaus der Maximalversorgung von überregionaler Bedeutung. Im Jahre 2011 wurde sie eine 100%-ige Tochter des Universitätsklinikums Heidelberg. Sie ist eine der größten Lungenfachkliniken Europas, an der Erkrankungen der Lunge und des Brustkorbs versorgt werden. Die Chefärzte der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin Prof. Dr. Felix Herth, der Chirurgie Prof. Dr. Hauke Winter und der Inneren Medizin-Onkologie Prof. Dr. Michael Thomas bekleiden gleichzeitig Professuren an der Universität Heidelberg, wodurch der wissenschaftliche Austausch befördert wird. Auf diesem Wege wird neben der Erfüllung ihrer Aufgaben in Forschung und Lehre auch die klinische Zusammenarbeit intensiviert.
Die fachgerechte Behandlung umfasst alle modernen Diagnostik- und Therapieverfahren wie Lungenfunktion, Bronchoskopie, Bildgebung und OP-Roboter. Die international anerkannten medizinischen Abteilungen behandeln bundesweit mit die meisten gut- und bösartigen Lungenerkrankungen. Sie gehört zu den wenigen Exzellenzzentren für Thoraxchirurgie in Deutschland. Alle modernen Diagnose- und Therapieverfahren werden vor Ort angeboten und kontinuierlich weiterentwickelt. Die Präzisionsonkologie vertritt im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg den Bereich der Lunge. Über die Jahre wurde die bundesweit größte Lungenbiobank aufgebaut.
Weiterhin ist die Klinik Teil des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) und arbeitet eng mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zusammen. Seit 2009 ist die Klinik ein zertifiziertes Lungenkrebszentrum durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) sowie zertifiziertes Weaningzentrum (DGP), zertifiziertes Schlafzentrum (DGSM), zertifiziertes Mukoviszidosezentrum und Mitglied im Europäischen Netzwerk seltener Erkrankungen. Die Thoraxstiftung Heidelberg fördert gezielt Projekte in Wissenschaft, Forschung, Krankenversorgung und Prävention. Eine der Besonderheiten der Thoraxklinik ist auch die Durchführung der Präventionsveranstaltung ohnekippe für Schüler und Schülerinnen zum Thema Rauchen.
Ärztliche Direktoren
Prof. Dr. Albert Fraenkel
Beginn der Betreuung von Pfleglingen an der Thoraxklinik war zwar 1899, die Entwicklung zur akutmedizinischen Klinik auf universitärem Niveau begann jedoch 1928, als die Einrichtung zum Tuberkulose-Krankenhaus Rohrbach wurde. Fraenkel war der erste Ärztliche Direktor und hatte einen Lehrauftrag für Tuberkulose an der Universität Heidelberg.
Im Jahr 2011 beauftragten die Kliniken Schmieder Herrn Dr. Bernd Weidmann (Heidelberg) zur Gestaltung einer Dokumentation über das gesamte Lebenswerk Albert Fraenkels. Weidmann ist auch Mitherausgeber des biografischen Sammelbands „Albert Fraenkel – ein Arztleben in Licht und Schatten“ (2004). Das Buch ist vergriffen, kann aber im Einzelfall über die Thoraxklinik bezogen werden.
Hier finden Sie eine Abhandlung von Herrn Dr. Weidmann: "Albert-Fraenkel- Gründer des Speyrerhofs- Leben, Werk und Wirkung" (Copyright: Kliniken Schmieder).